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ams

15/1991

Fahrbericht
aus
auto
motor und sport

Heft 15
vom
12. Juli 1991
S. 42 - 44

Titelbild der Zeitschrift

Fahrbericht Honda Beat

Roll over Beathoven

Und die Geschichte wiederholt sich doch: 25 Jahre nach dem legendären S 800 gibt es wieder ein halbstarkes Mini-Cabrio von Honda. Der neue Beat verbindet nostalgisches Flair mit High Tech vom Schlage eines NSX.

Honda Beat Kürze kommt:
Der Honda Beat ist die knappste Definition eines Sportwagens - 3,30 Meter

Der Honda Beat ist nichts für Leute mit Klaustrophobie oder Berührungsängsten. Schon das Einsteigen gestaltet sich schwieriger als erwartet: Zwar hat der Beat einen Zentimeter mehr Radstand als ein Porsche Carrera, aber der Platz für die Insassen rangierte im Lastenheft der Konstrukteure auf den allerletzten Seiten. Den Beat muß man sich überstreifen wie das Badezeug aus dem letzten Sommer - er spannt und zwickt überall.

Will man die Beat-Erfahrung nun noch mit einem Passagier teilen, so werden die Schalensitze im Zebra-Safari-Look unweigerlich zur Kontaktzone. Bei einer Karosseriebreite von gerade 1.395 Millimeter - ein schmaler Wert für ein französisches Doppelbett - werden Fahrer und Passagier unweigerlich zur Überlebensgemeinschaft.

Auch der Raum für das Gepäck kann treffend nur mit einer Zahl beschrieben werden: Null. Der Kofferraum ist, ganz ohne Frage, der kleinste der Welt. Unter der Fronthaube gibt es ein paar Kubikzentimeterchen, die aber formatfüllend von einem Notrad ausgefüllt werden. Der effektive Kofferraum soll nach vorläufigen Meinungen dem Hubraum entsprechen: 656 cm³, dem Äquivalent von zwei Dosen Coca-Cola.

Die Beschränkung auf das absolut Notwendige hat beim Honda Beat Methode: Vom ersten Tag an war der Projektgruppe - mit einem Durchschnittsalter von 28,5 Jahren das jugendlichste Honda-Entwicklungsteam überhaupt - eines klar: Der Beat sollte ein Mittelmotorauto werden.

Und so entstand unter Verwendung einiger Teile aus dem Honda Today-Kleinwagen der neue Imageträger in der japanischen K-Car-Klasse, der Gruppe der 660 Kubikzentimeter-Miniwagen. Sie sind weniger wegen ihrer Befreiung vom Parkplatznachweis attraktiv (diese Bevorzugung durch den Gesetzgeber läuft in diesen Tagen aus), als vielmehr aufgrund ihrer Wendigkeit und Abmessungen, die den engen und notorisch verstopften japanischen Straßen sehr entgegenkommen.

Der Motor des Beat ist der um 180 Grad gedrehte Dreizylinder-Vierventiler aus dem Today, der um ein ganz hondamäßig "MTREC" getauftes Einlaßsystem (Multi Throttle Responsive Engine Control System = eine Drosselklappe pro Einlaß) bereichert wurde und jetzt seine gesetzlich zulässige Maximalleistung von 64 PS bei astronomischen 8.100 Touren abgibt. Das maximale Drehmoment ist auch eher himmelhoch jauchzend denn gewalttätig: 60 Newtonmeter bei 7.000/min. Emsiger Umgang mit dem Schaltstock wird so zur Selbstverständlichkeit.

Die geballte Ladung japanischen Spieltriebs sitzt in einer gerade 3,30 Meter langen Zelle, die ihre Räder über eine konventionelle Einzelradaufhängung an sich bindet. Dabei verlangt der Cabrioaufbau eine Reihe von Verstärkungen im Chassis, die wiederum mit einem relativ hohen Gewicht von immerhin 760 Kilogramm erkauft sein wollen. Das ist, zum Vergleich, die Gewichtsklasse eines Fiat Panda. Ein früher Lotus Super Seven war drei Zentner leichter. Die Hutzen an den Seitenflanken des Beat sind mehr als nur optische Anspielung auf den Honda NSX - sie dienen wirklich als Luftzufuhr für den eingekerkerten Kleinstmotor.

Ziel und Ergebnis der Entwicklung waren also weniger beeindruckende Fahrleistungen - der Beat beschleunigt in 8,1 Sekunden auf 80 km/h, seine Höchstgeschwindigkeit ist auf 135 km/h limitiert - als vielmehr eine bestechende Handlichkeit. Der Beat meistert Kurven ausgesprochen agil und erinnert dabei mehr an ein Kart als an ein ausgewachsenes Auto. Dieses ist sicher ein Verdienst der auch für japanische Verhältnisse ausgesprochen leichtgängigen und präzisen Lenkung und der ausgewogenen Gewichtsverteilung, die Honda zusätzlich durch die Wahl unterschiedlich breiter Reifen an Vorder- und Hinterachse unterstützt.

An ein Motorrad erinnert die Charakteristik des Motors. Zwar zieht er schon gleich nach dem Einrücken der Kupplung verhältnismäßig gut durch, er macht aber anschließend unmißverständlich klar, daß er nach höheren Drehzahlen verlangt. Richtig verwertbare Leistung setzt zwischen 4.000 und 5.000 Umdrehungen ein, in einem Drezahlbereich, in dem die Geräuschkulisse des Motors gleich hinter dem Fahrer noch erträglich ist.

Dreht der Dreizylinder weiter, wird bei 7.000 Umdrehungen das Kreischen von 10.000 Arbeitstakten pro Minute zur freundlichen Folter. Als Mitschwimmer im Verkehr beeindruckt der Beat-Motor durch seine ausgesprochen gleichmäßige Leistungsabgabe über den gesamten Drehzahlbereich.

Wenn der Beat ein Problem hat, so sind das die Bremsen: Sie haben eine Neigung zum Blockieren. Gerade im Regen sorgte der Vorserienwagen für ein paar unliebsame Überraschungen. Leider ist ein Antiblockiersystem auch in dem umfangreichen Extra- und Zubehörprogramm von Honda nicht vorgesehen. Trotzdem bietet die Aufpreisliste eine positive Überraschung: Für 1050 Mark plus gibt es den Beat als ersten japanischen Micro-Car mit Airbag.

Aber mit dem Luftsack ist es wie mit dem Verdeck: Schön zu wissen, daß beide da sind. Aber wer wollte sie freiwillig benutzen?

Peter Nunn, Tokio

Technische Daten
MOTOR

Wassergekühlter Dreizylinder-Reihenmotor quer vor der Hinterachse, eine obenliegende Nockenwelle (Zahnriemenantrieb). Vier Ventile pro Zylinder über Kipphebel betätigt. Elektronische Kraftstoffeinspritzung (Honda PGM-FI). Hubraum 656 cm³, Bohrung x Hub 66,0 x 64,0 mm, Verdichtung 10,0 : 1. Leistung 47 kW (64 PS) bei 8.100/min, maximales Drehmoment 60 Nm bei 7.000/min, geregelter Dreiwegekatalysator.

KRAFTÜBERTRAGUNG

Fünfganggetriebe, Hinterradantrieb.

ÜBERSETZUNGEN

I. 3,428, II. 2,166, III. 1,567, IV. 1,172, V. 0,941. Achsantrieb 5,714 : 1.

FAHRWERK

Einzelradaufhängung vorn und hinten, vorn mit Querlenkern, McPherson-Federbeinen, hinten mit Längslenkern, Querlenkern, Federbeinen. Scheibenbremsenvorn und hinten. Felgengröße vorn 4 ½ J x 13, hinten 5 J x 14. Reifengröße vorn 155/65 R 13, hinten 165/60 R 14.

KAROSSERIE

Zweisitziges Cabrio mit zwei Türen. Spur vorn/hinten 1.210/1.210 mm, Radstand 2.280 mm, Länge x Breite x Höhe 3.295 x 1.395 x 1.175 mm. Leergewicht 760 kg.

Honda Beat Verdeckte Ermittlung:
Das Dach verhüllt
den Blick auf Regenwolken
   
Ganz Swatch:
Das Armaturenbrett
nüchtern, aber bunt
   
Honda Beat
Radstands-Maximum: Beim Beat sind lange Überhänge out