Fahrbericht
Honda Beat Roll
over Beathoven
Und die
Geschichte wiederholt sich doch: 25 Jahre nach
dem legendären S 800 gibt es wieder ein
halbstarkes Mini-Cabrio von Honda. Der neue Beat
verbindet nostalgisches Flair mit High Tech vom
Schlage eines NSX.
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Kürze kommt:
Der Honda Beat ist die knappste
Definition eines Sportwagens - 3,30 Meter |
Der Honda Beat ist nichts
für Leute mit Klaustrophobie oder
Berührungsängsten. Schon das Einsteigen
gestaltet sich schwieriger als erwartet: Zwar hat
der Beat einen Zentimeter mehr Radstand als ein
Porsche Carrera, aber der Platz für die Insassen
rangierte im Lastenheft der Konstrukteure auf den
allerletzten Seiten. Den Beat muß man sich
überstreifen wie das Badezeug aus dem letzten
Sommer - er spannt und zwickt überall.
Will man die
Beat-Erfahrung nun noch mit einem Passagier
teilen, so werden die Schalensitze im
Zebra-Safari-Look unweigerlich zur Kontaktzone.
Bei einer Karosseriebreite von gerade 1.395
Millimeter - ein schmaler Wert für ein
französisches Doppelbett - werden Fahrer und
Passagier unweigerlich zur
Überlebensgemeinschaft.
Auch der Raum für das
Gepäck kann treffend nur mit einer Zahl
beschrieben werden: Null. Der Kofferraum ist,
ganz ohne Frage, der kleinste der Welt. Unter der
Fronthaube gibt es ein paar Kubikzentimeterchen,
die aber formatfüllend von einem Notrad
ausgefüllt werden. Der effektive Kofferraum soll
nach vorläufigen Meinungen dem Hubraum
entsprechen: 656 cm³, dem Äquivalent von zwei
Dosen Coca-Cola.
Die Beschränkung auf das
absolut Notwendige hat beim Honda Beat Methode:
Vom ersten Tag an war der Projektgruppe - mit
einem Durchschnittsalter von 28,5 Jahren das
jugendlichste Honda-Entwicklungsteam überhaupt -
eines klar: Der Beat sollte ein Mittelmotorauto
werden.
Und so entstand unter
Verwendung einiger Teile aus dem Honda
Today-Kleinwagen der neue Imageträger in der
japanischen K-Car-Klasse, der Gruppe der 660
Kubikzentimeter-Miniwagen. Sie sind weniger wegen
ihrer Befreiung vom Parkplatznachweis attraktiv
(diese Bevorzugung durch den Gesetzgeber läuft
in diesen Tagen aus), als vielmehr aufgrund ihrer
Wendigkeit und Abmessungen, die den engen und
notorisch verstopften japanischen Straßen sehr
entgegenkommen.
Der Motor des Beat ist
der um 180 Grad gedrehte
Dreizylinder-Vierventiler aus dem Today, der um
ein ganz hondamäßig "MTREC" getauftes
Einlaßsystem (Multi Throttle Responsive Engine
Control System = eine Drosselklappe pro Einlaß)
bereichert wurde und jetzt seine gesetzlich
zulässige Maximalleistung von 64 PS bei
astronomischen 8.100 Touren abgibt. Das maximale
Drehmoment ist auch eher himmelhoch jauchzend
denn gewalttätig: 60 Newtonmeter bei 7.000/min.
Emsiger Umgang mit dem Schaltstock wird so zur
Selbstverständlichkeit.
Die geballte Ladung
japanischen Spieltriebs sitzt in einer gerade
3,30 Meter langen Zelle, die ihre Räder über
eine konventionelle Einzelradaufhängung an sich
bindet. Dabei verlangt der Cabrioaufbau eine
Reihe von Verstärkungen im Chassis, die wiederum
mit einem relativ hohen Gewicht von immerhin 760
Kilogramm erkauft sein wollen. Das ist, zum
Vergleich, die Gewichtsklasse eines Fiat Panda.
Ein früher Lotus Super Seven war drei Zentner
leichter. Die Hutzen an den Seitenflanken des
Beat sind mehr als nur optische Anspielung auf
den Honda NSX - sie dienen wirklich als
Luftzufuhr für den eingekerkerten Kleinstmotor.
Ziel und Ergebnis der
Entwicklung waren also weniger beeindruckende
Fahrleistungen - der Beat beschleunigt in 8,1
Sekunden auf 80 km/h, seine
Höchstgeschwindigkeit ist auf 135 km/h limitiert
- als vielmehr eine bestechende Handlichkeit. Der
Beat meistert Kurven ausgesprochen agil und
erinnert dabei mehr an ein Kart als an ein
ausgewachsenes Auto. Dieses ist sicher ein
Verdienst der auch für japanische Verhältnisse
ausgesprochen leichtgängigen und präzisen
Lenkung und der ausgewogenen Gewichtsverteilung,
die Honda zusätzlich durch die Wahl
unterschiedlich breiter Reifen an Vorder- und
Hinterachse unterstützt.
An ein Motorrad erinnert
die Charakteristik des Motors. Zwar zieht er
schon gleich nach dem Einrücken der Kupplung
verhältnismäßig gut durch, er macht aber
anschließend unmißverständlich klar, daß er
nach höheren Drehzahlen verlangt. Richtig
verwertbare Leistung setzt zwischen 4.000 und 5.000
Umdrehungen ein, in einem Drezahlbereich, in dem
die Geräuschkulisse des Motors gleich hinter dem
Fahrer noch erträglich ist.
Dreht der Dreizylinder
weiter, wird bei 7.000 Umdrehungen das Kreischen
von 10.000 Arbeitstakten pro Minute zur
freundlichen Folter. Als Mitschwimmer im Verkehr
beeindruckt der Beat-Motor durch seine
ausgesprochen gleichmäßige Leistungsabgabe
über den gesamten Drehzahlbereich.
Wenn der Beat ein Problem
hat, so sind das die Bremsen: Sie haben eine
Neigung zum Blockieren. Gerade im Regen sorgte
der Vorserienwagen für ein paar unliebsame
Überraschungen. Leider ist ein
Antiblockiersystem auch in dem umfangreichen
Extra- und Zubehörprogramm von Honda nicht
vorgesehen. Trotzdem bietet die Aufpreisliste
eine positive Überraschung: Für 1050 Mark plus
gibt es den Beat als ersten japanischen Micro-Car
mit Airbag.
Aber mit dem Luftsack ist
es wie mit dem Verdeck: Schön zu wissen, daß
beide da sind. Aber wer wollte sie freiwillig
benutzen?
Peter Nunn, Tokio
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